Trends und Herausforderungen im Gesundheitswesen – GEZE im Gespräch mit Magnus Nickl

GEZE Lösungen setzen seit Jahren Standards im Healthcare-Bereich. Ein Grund dafür ist, dass wir uns mit vielen Beteiligten eng vernetzen. Nur so lernen wir die Anforderungen und Wünsche unserer Kunden und Partner kennen und können unsere Produkte und Lösungen verbessern. Spricht man über Healthcare und Krankenhausbauten, dann kommt man um das Thema "Healing Architecture" nicht herum. Und spricht man wiederum darüber, dann fällt prompt der Name "Nickl & Partner Architekten". Wir haben uns mit dem Vorstand des international tätigen Architekturbüros, Magnus Nickl, am Hauptsitz in München getroffen, um mit ihm über aktuelle Trends und Herausforderungen im Gesundheitswesen zu sprechen.

GEZE: Im Gesundheitswesen gibt es viele unterschiedliche Anforderungen an Tür- und Fensterprodukte – einige Stichworte sind hier Barrierefreiheit, Hygiene, Raumklima, Fluchtwegsicherung. Eine Besonderheit dieser Branche ist der Einfluss der Architektur auf die Gesundung und das Wohlergehen der Patientinnen und Patienten – der sogenannten Healing Architecture. Was war bei Ihnen der Beweggrund, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen und wie sind das Konzept und auch der Terminus "Healing Architecture" entstanden?

Magnus Nickl: Das reicht weit zurück. Mittlerweile hat Healing Architecture eine über 40-jährige Geschichte, die auf meinen Vater Professor Hans Nickl zurückgeht. Der hat sich nach dem Architektur-Studium überlegt: „Was interessiert mich wirklich? Was könnte eine Nische sein, in der ich als Architekt einen echten gesellschaftlichen Beitrag leisten kann?“ Natürlich hat er die obligatorische Kirche gebaut und auch mit allen Höhen und Tiefen erlebt, was Bauen bedeutet. Der Wohnungsbau hat ihn dabei nie so wirklich interessiert. Und Bürobauten waren ihm letztlich zu simpel. So ist er direkt nach dem Studium in ein Büro gegangen, das damals Krankenhäuser gebaut hat. Aber das waren die 60er und 70er Jahre, damals ging es um klassische Nutzbauten. Da hat man sich vor allem die Raster angeschaut. Was ist das ideale Raster? Wie kriegt man hier alle Funktionen unter? Also wie kann man das Krankenhausprojekt schön, ökonomisch und praktisch, sozusagen „quadratisch, praktisch, gut“ abwickeln? Dort wurde dann die frühe Idee geboren, eine andere Art Krankenhaus-Architektur, eine andere Philosophie zu schaffen, die vor allem den Patienten und seine Gesundung in den Mittelpunkt stellt. Das waren die Grundzüge der „Healing Architecture“, die sich mit zahlreichen Projekten, Publikationen und auch mit der Professur meiner Mutter stetig weiterentwickelt haben.

Magnus Nickl im Münchner Büro und Stammsitz von Nickl & Partner Architekten

Magnus Nickl empfiehlt bei großen Bauprojekten eine enge und frühzeitige Zusammenarbeit von Industrie und Architekten. © GEZE GmbH

GEZE: Welchen Grundprinzipien folgt das Konzept "Healing Architecture"?

M.N.: Die Grundprinzipien stammen aus den Anfängen unseres Architekturbüros. Und dabei ist natürlich das Licht ganz entscheidend. Uns war immer wichtig, dass alle Patientenzimmer einen Bezug nach draußen haben. Die Gänge sind bei uns keine dunklen Röhren, sondern bieten eine klare Orientierung. Wir legen Wert auf verschiedene Innenhöfe, die unterschiedlich bespielt werden können. Wichtig ist der Blick durch das Fenster nach draußen. Insgesamt sind unsere Raumgebilde fließend und man bewegt sich ähnlich einer Sinfonie, wie in einem Musikstück, durch das Gebäude. Über die Eingangshalle, die Bereiche für die Öffentlichkeit, hinein in so eine Art Semi-Privatsphäre. Das sind die Untersuchungs- und Behandlungsräume, die schon ein bisschen zurückgezogener sind. Bis hin zur Privatsphäre, also den Patientenzimmern, die wirklich zu einem temporären Zuhause werden, in dem sich der Patient sicher und geborgen fühlt.

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Wir möchten, dass die Raumgebilde fließend sind und man sich wie in einer Sinfonie, einer Art Melodie durch das Gebäude bewegt. Die Herausforderung bleibt dann, Räumlichkeiten zu schaffen, die Geborgenheit und Sicherheit bieten, aber trotzdem auch sehr offen sind.

Magnus Nickl, Architekt und Mitglied des Management Board bei Nickl & Partner Architekten

GEZE: Sicherheit und Geborgenheit sind die richtigen Stichworte, wenn es beispielsweise um die Vermeidung von Ansteckungsrisiken geht. Hier liefern wir Lösungen für kontaktarme Tür- und Fenstertechnik. Welche besonderen Anforderungen gibt es da aus Ihrer Sicht?

M.N.: Ich plädiere hier sehr stark für einen generellen Einsatz von automatischen Schiebetüren bzw. Türen, die nur mit dem Ellbogen zu bedienen sind, um möglichst wenig mit der Hand anfassen zu müssen. Das geht ja nicht nur bei Türen und Fenstern, sondern zum Beispiel auch beim Waschbecken mit Infrarot. Letztlich geht es darum, vor allem im OP-Bereich mögliche Infektionsherde durch Automatisierungs-Lösungen gar nicht erst entstehen zu lassen! Denn das ist ein ganz heikles Thema in Krankenhäusern – und ein Riesenproblem! Wenn es nach mir ginge, sollten automatische Schiebetüren aber nicht nur auf den OP-Bereich begrenzt werden. Auch in den Patientenzimmern können hier abseits des Hygieneaspekts interessante architektonische Lösungen entstehen. Ich habe vor Kurzem ein tolles Projekt in Holland gesehen: Da gab es Bettenzimmer mit großen Schiebetüren. In Deutschland ist das wegen der Kosten eher unwahrscheinlich, aber dadurch hatten diese Patientenzimmer eben auch eine sehr hohe Qualität, denn es gab sehr breite Flure, wo dann auch verschiedenste Funktionen stattgefunden haben, wie offene Teeküchen, Mittagessen und so weiter. Aber gleichzeitig konnten die Patienten die Schiebetüren schließen, um die Privatsphäre sicherzustellen. Und so entsteht wieder ein sehr fließendes Raumkonzept, das für mich sehr spannend ist. Und hier können Sie als Hersteller in Zukunft sehr viel beitragen.

GEZE: Apropos Zukunft, noch eine Frage zum Thema Digitalisierung und BIM. Wir unterstützen unsere Kunden bereits sehr früh in Projekten bei der Planung von Gebäuden. Was sind Ihre Erfahrungen mit BIM?

M.N.: Das Thema BIM muss man international differenziert betrachten. Bei uns im deutschsprachigen Raum – Österreich, Deutschland und in der Schweiz – steckt das noch in den Kinderschuhen. Die USA und einige asiatische Länder sind da schon viel weiter. Aber natürlich ist eine solche Digitalisierung eine riesige Herausforderung für die Industrie, aber auch für uns Architekten. Wir haben bei Ausschreibungen oft das Problem, dass dieses ganze Know-how nicht zur Verfügung gestellt werden kann. Rufen Sie doch mal verschiedene Firmen an und fragen nach einer Revit Datei für einen bestimmten Türantrieb! Da gibt es mehr als genug, die das nicht können. Gleichzeitig müssen wir leider oft neutral bleiben, weil achtzig Prozent unserer Bauvorhaben in der öffentlichen Hand liegen. Hier stehen wir nämlich immer vor der Frage, inwieweit wollen und können wir Vorlagen von einzelnen Anbietern verwenden – in vollem Bewusstsein, dass wir sie nach Auftragsvergabe möglicherweise wieder ändern und alles neu berechnen müssen.

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GEZE: Klingt so, als wäre die Gebäudeplanung nach wie vor eine große Herausforderung – und nur so nebenbei: bei uns können Sie sich die Revit-Datei herunterladen…  Aber BIM hat auch den Vorteil, dass ein ganzheitlicher Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet werden kann. Wie sehen Sie das und welche Anforderungen kommen hier von Seiten der Betreiber auf Sie zu?

M.N: Die gesamte Lifecycle-Betrachtung wird immer wichtiger – und hier liegen die Vorteile von BIM auf der Hand. Denn so können Sie ganz einfach über ihre Attribute sagen: dieser oder jener Türantrieb hat ein bewegliches Teil oder einen Riemen mit einem Lifecycle von drei Jahren. Und dann kann der Facility Manager über sein Maintentance System das Teil automatisch bei Ihnen bestellen und proaktiv austauschen. So kann ich dann das große Ziel aller Betreiber erreichen: Null Downtime. Stellen Sie sich mal vor, ein wichtiger Behandlungsraum, der gerade in Zeiten von Covid gebraucht wird, ist nicht mehr einsatzfähig. Und dann rufen Sie den Hausmeister, und der muss erst rumtelefonieren, um den richtigen Keilriemen zu finden und nochmal zu bestellen. Genau das darf nicht passieren, denn das kostet zu viel Zeit. Das ist ja dann die große Herausforderung für die Zukunft, dass diese ganzen Modelle genau das verhindern können. Mit BIM und konsequenter Digitalisierung haben wir die Möglichkeit, die Downtime extrem zu reduzieren und proaktiv und ganz im Sinne der Betreiber – und letztlich auch der Patienten – zu handeln.

GEZE: Herr Nickl, herzlichen Dank für das interessante Gespräch!

GEZE – Partner für Architekten und Planer

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Da wir in Lösungen aus Produkten, Software und Services denken, steigen wir bereits zu Projektbeginn mit ein. So nehmen wir Ihnen beispielsweise die Arbeit mit Tür- und Elementlisten ab, damit Sie sich auf das Wesentliche konzentrieren können.

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